Oder auch: Wikinger für Anfänger.

Es werden Marken und Strickmuster genannt, also dürfte es sich um Werbung handeln.

Ich liebe es ja in andere Rollen zu schlüpfen, beschränke das aber sehr ungern auf nur wenige Gelegenheiten im Jahr (und Karneval fällt auch noch raus, weil man mich damit jagen kann).
Deshalb bin ich gern im “Alltagskostüm” unterwegs, wenn man es so nennen kann – Stichword “Historybounding”. Kleine Einflüsse aus diversen Richtungen, aber nicht in solchem Ausmaß, dass es wie eine Verkleidung wirkt – und eine meiner liebsten Inspirationen sind Wikinger. Sicher nicht historisch korrekt, sondern so wie sie in meinem Kopf aussahen.

Und mein letztes Strickprojekt trifft definitiv in dieser Kategorie absolut ins Schwarze. Zopfmuster, rustikal anmutendes Garn, kombiniert mit den richtigen Accessoires und perfekt ist der Casual-Viking.

Das das Ganze nach einer netten Inszenierung mit Axt-Action schrie ist ja irgendwie klar, oder? 😀

Die Strickjacke war ein wirklich langatmiges Projekt und noch dazu war ich mir nicht sicher ob ich überhaupt glücklich mit ihr werde, ich habe nämlich den größten Teil davon gestrickt während ich weit weg von Zuhause und meinem Freund war und unter ziemlich starkem Heimweh gelitten habe.
Aber vielleicht bedeutet die Jacke nun auch ein Happy End, denn die letzten Maschen habe ich gestrickt während ich zuhause im Garten gesessen habe, zu einem Zeitpunkt an dem klar war, dass wir hier in meinem Elternhaus wieder einziehen werden.

Das Strickmuster ist Loch Maree von Iaroslava Rud und ist ein traumhaft schöner, rustikaler Cardigan mit kleinen Zopfmusterdetails an der Front und am Rücken, dazu Ärmel die eine ganz leichte Glockenform bilden. Letzteres ist ein Detail mit dem ich bis zum Schluss gekämpft habe und war kurz davor doch einfach schmale Ärmel zu stricken die sich anständig hochkrempeln lassen. Aber letztlich habe ich sie doch ähnlich wie in der Vorgabe gestrickt und bin bisher sehr zufrieden damit. Ich kann zu der Anleitung nicht mehr viel sagen, weil das gute Stück nun immerhin 1 1/2 Jahre in der Mache war und ich zuletzt nur noch nach meinen eigenen Notizen gearbeitet habe. Ich weiß noch, dass ich zwischendrin damit gehadert habe, bin mir aber nicht sicher ob das an der Anleitung lag oder an meinen ganzen Änderungen.

Farblich trifft das am ehesten zu.

Entgegen der eigentlichen Anleitung, nach der die Jacke in einem Stück von oben nach unten gestrickt wird, habe ich nämlich alles in Einzelteilen gearbeitet. Ich weiß, sonst hört man es meist anders herum, aber ich hasse es wirklich wie die Pest Pullover in Runden zu stricken! Da hab ich doch lieber meine handlichen Einzelteile die sich am Ende wie durch Zauberhand zu einem tragbaren Stück verbinden – ok nicht ganz, aber ich habe kein Problem mit dem Vernähen und genieße es sogar meist – und kein immer größer wachsendes Wollungetüm, das viel Platz weg nimmt und sich dann auch noch bei jeder Runde verdreht.

Einzig bei den Ärmeln habe ich letztlich zumindest teilweise resigniert und sie direkt angestrickt. Allerdings habe ich sie sobald wie möglich geteilt und in Hin- und Rückreihen gestrickt, statt in der Runde.

Weitere Änderungen waren eine FBA mit verkürzten Reihen, die vielleicht etwas zu üppig ausgefallen ist, zumindest kommt mir das Vorderteil im Verhältnis zum Rücken doch etwas lang vor, ich weiß nicht ob es deshalb auch am Saum so blöd absteht? Außerdem habe ich wie eigentlich immer meine eigene Maschenprobe verwendet und umgerechnet, anstatt zu versuchen die geforderte zu treffen.

Das Garn ist ein wunderschöner altrosa-Ton, mit grauen “Fetzen” drin, die dem ganzen eine ganz leichte “tweedige” Optik verleiht – die Slow Wool Lino von Lana Grossa eine Mischung aus 85% Wolle und 15% Leinen. Perfekt für Spätsommer- und Herbsttage und nicht zu warm. Vorallem weil ich sie durch die vielen Knöpfe – 10 an der Zahl – ungern offen trage, weil man alles auf- und später wieder zuknöpfen muss. Meist ziehe ich sie einfach über den Kopf was durch den großen Ausschnitt überhaupt kein Problem ist.

Die Farbe hat mich wirklich vor eine harte Probe gestellt. Helles ist eigentlich nicht wirklich meins, ich habe zwar einige Jahre lang versucht mich damit anzufreunden, aber mittlerweile bin ich wieder auf dem Weg in düsterere Gefilde, das fühlt sich für mich einfach besser an auch wenn es mir nicht unbedingt besser steht.

Klar war auf jeden Fall, dass es nicht zu mädchenhaft werden durfte, weil ich irgendwo diesen Bruch zu der Farbe brauchte. Loch Maree ist perfekt dafür wie ich finde, man kann es vielseitig verwenden, entweder in dieser Version mit engem Lederrock und etwas auf Badass gestyled, aber auch historisch- romantisch wie auf den Vorschaubildern vom Strickmuster sollte drin sein, einen passenden Rock habe ich sogar – ihr werdet die Jacke also nicht das letzte Mal zu Gesicht bekommen.

Kurz nachdem ich die Ärmel begonnen habe, musste ich leider feststellen, dass ich zu wenig Garn habe. Ich war mir sicher noch ein Knäuel zu besitzen, sodass es passen müsste, aber ich konnte es partout nicht finden und als es Monate später noch nicht wieder aufgetaucht war habe ich tatsächlich rein zufällig noch einen Strang im Sonderangebot erwischen könne – das nennt man mal Glück.

Die Länge ist ein kleiner Schritt aus meiner Komfortzone, meine liebsten Jacken gehen mindestens bis zum Oberschenkel oder nur bis knapp über die Taille, damit alles mit Röcken und Kleidern gut tragbar ist. Mit meinen hüftlangen (gekauften) Cardigans bin ich längentechnisch nie so hundertprozentig warm geworden, nicht dass mich das vom Tragen abgehalten hätte 😀
Aber in jedem Fall muss ich mal schauen zu welchen Röcken sich das gute Stück noch kombinieren lässt.

Auf den Knöpfen sind übrigens Ponies! Absolute Klasse 😀

Leider, leider ging es auch diesmal nicht ohne Fehler, nachdem ich nämlich endlich den zweiten Ärmel abgekettet habe wurde klar, dass der eine länger ist als der andere. Da hab ich wohl unterwegs irgendwas durcheinander gebracht. Aufribbeln und neu stricken war keine Option, dann wäre das Teil garantiert sofort wieder in der Ecke gelandet, also habe ich ihn aufgetrennt, nur wenige Reihen geribbelt, sodass die Länge ungefähr gleich ist und die beiden Teile per Maschenstich verbunden. Richtig gut gelungen ist das leider nicht, man sieht – und spürt! – die Naht leider. Nun denn, ich werde mal schauen wie sehr es mich langfristig stört und im schlimmsten Fall muss ich halt den Ärmel doch noch mal machen, das wäre auch kein Weltuntergang.

Hier sieht man’s ganz gut

Ich habe bei der Nachbearbeitung versucht ein wenig den Spagat zwischen Drama und Erkennbarkeit zu schaffen, bin aber selbst noch unschlüssig wie gut mir das gelungen ist – etwas düster sind sie bewusst, das bleibt auch so – aber vielleicht manchmal noch etwas zu dunkel? Irgendwann schaff ich das noch! Wenigstens habe ich diesmal an Detailaufnahmen gedacht. Meinungen und auch Kritik sind übrigens gern erwünscht.

Ein bisschen Quatsch gibt’s noch zum Abschluss 😀

Huiiiiii, Geistermodus an!
Wenn Kartoffel für eines Talent hat, dann dafür Bilder zu versauen.

Verlinkt bei MeMadeMittwoch, Auf den Nadeln

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