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Leinentunika nach eigenem Schnitt

Hallo Siebhirn, schön dass du schon wieder den MMM vergessen hast. Also heute nur nen schnell hingerotzten kleinen Beitrag, während der Zwerg auf meinem Bauch liegt und schmollig schläft, nachdem er heute seine ersten Piekser-Impfungen bekommen hat. Vielleicht ist das ganz gut so, das heutige Projekt steht schon seit Monaten auf meiner To-Blog-Liste und ich hab den Großteil den ich dazu sagen wollte längst vergessen. Das erklärt vielleicht auch die dickbäuchigen Fotos (zum Schluss gibts aber zumindest eins ohne Bauch) 😉

Aber es ist trotz allem etwas besonderes. Nämlich der erste erfolgreiche Versuch ein Kleidungsstück – inklusive Ärmeln! – aus Webware zu nähen. In passend und vorallem bequem! So lange hab ich mich davor gedrückt Ärmel aus Webware zu nähen.

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Probestücke haben immer dasselbe angedeutet: einschränkend, unbequem, blöd. Und wenn ich es tatsächlich mal ‘riskiert’ habe wurden all die Punkte bestätigt und die Ärmel entweder wieder abgetrennt oder das Stück zur Schrankleiche.

Ein bisschen Hoffnung hat mir der Esme-Cardigan gemacht, der ja in der Leinenversion auch recht bequem ist. Ist aber halt auch nicht ganz so körpernah geschnitten und verzeiht weit mehr als meine Wunschkleidungsstücke.

Diesmal wollte ich es aber wirklich wissen und habe nach langem Ringen mit meiner Motivation endlich die Ärmelkonstruktion in Angriff genommen. Das reine Konstruieren war nicht schwer, gegraust hat es mich vor den Anpassungen. Die letztlich aber auch halb so schlimm waren.

Jedenfalls habe ich mir im Sommer gedacht, entweder jetzt oder nie, wenn das Kind erstmal da ist wird da so bald nichts von kommen. Und das war eine sehr kluge Entscheidung ?

Idee

Die Idee schwebt mir schon seit Jahren im Kopf rum. Eine vom Schnitt her sehr simple Tunika in Kleidlänge, ca. bis zur Mitte des Oberschenkels, Brustabnähern, Schlitz im vorderen Ausschnitt und halblangen Ärmeln. Ich habe eine Burda-Ausgabe mit eben diesem Schnitt, hab mich aber nie ran getraut – wegen besagter Ärmelproblematik. Mittlerweile hab ich das Schnittmuster verloren, also blieb ohnehin nur selbst basteln.

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Der Schnitt geistert mir zwar in der Form schon länger im Kopf rum, konkrete Details basieren aber auf einer kleinen Kollektion mit dem schmissigen Arbeitstitel Mystic Jungle Witch, die ich geplant habe, als ich noch gehofft habe dass es mir während der Schwangerschaft irgendwann besser geht. Tat es leider nicht, also liegen die Pläne erstmal brach. Zeigen könnte ich sie allerdings, selbst wenn die Umsetzung nicht mehr passieren sollte. Aber nicht mehr heute.

Das heutige Projekt ist der Vorreiter dafür, bzw. das tragbare Probestück.

Zumindest ist der Angstgegner mit diesem Projekt schon bewältigt. Wichtig war mir hierbei, dass die Sachen teils in der Schwangerschaft und alle auch in der Stillzeit gute Dienste leisten.

Schnitt

Als Basis habe ich meinen Grundschnitt, der nach Hofenbitzer in Passformklasse 3 konstruiert genommen. Diesen habe ich erweitert auf eine Passformklasse 5. Außerdem ist der Ausschnitt etwas erweitert und vertieft und natürlich mit einem Schlitz versehen.

Die ersten Ärmel-Versuche waren ok. Bereits ein großer Fortschritt, denn der zu meinem persönlichen Grundschnitt konstruierte Ärmel war schon Mal tausendfach bequemer als die meisten fertigen.

Angefangen habe ich mit einer hohen Armkugel, was auch bereits ein riesen Sprung im Vergleich zu den meisten Fertigschnitten war, für meine Zwecke aber noch längst nicht ausreichend.

Letztlich habe ich mich für eine relativ flache Armkugel entschieden um möglichst viel Bewegungsfreiheit zu erzielen, außerdem ist der Ärmel nicht zu eng.

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Es sind noch ein paar Falten drin die mir nicht gefallen. Ich weiß auch noch nicht recht wie ich die loswerde, aber für den Moment kann ich gut damit leben, solang sie bequem sind. Etwas besser ist es geworden als ich den Ärmel etwas gedreht eingesetzt habe. Ich bin mir gar nicht sicher ob ich die Änderung auch schon auf den Schnitt übertragen habe.

Verarbeitung

Ich wollte eine möglichst schlichte Außenansicht, gleichzeitig aber nicht zuviel Arbeit haben, da der Fokus auf dem Austesten der Alltagstauglichkeit lag.

Ausschnitte, Schlitz und Saum sind deshalb mit einem Beleg versäubert, die Ärmelsäume mit der Faulpelz-Version einer Manschette (ein Rechteck.)

Die Nahtzugaben hab ich einfach mit der Overlock abgefrühstückt. Nicht meine bevorzugte Versäuberungsart, aber für diese Zwecke völlig ausreichend.

Am Schlitz habe ich direkt unsauber gearbeitet und musste schon das erste Loch flicken. Da hab ich die Nahtzugabe wohl etwas zu tief eingeschnitten.

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Die Belege sind auf der Innenseite von Hand mit einem Hexenstich befestigt, sodass man von außen möglichst wenig davon sieht.

Und ich habe endlich mal an Taschen gedacht! Zwar plane ich alle Kleidungsstücke grundsätzlich mit Taschen, neige aber dazu sie im Nähprozess dann einfach zu vergessen. Hier sind es schlichte, schön große Nahttaschen.

Die Leinwand ist da, was fehlt sind die Details. Während die finale Version dem Thema der Kollektion gerecht werden soll, hab ich hier freies Spiel. Geplant sind Webbänder an den Ausschnittkanten, nicht zu aufwändig, aber doch als besonderes Detail. Die richtigen habe ich aber leider noch nicht gefunden und beschlossen das Projekt erstmal so wie es ist zu präsentieren.

Fazit

Zwar war die Tunika selbst gar nicht primär als schwangerschaftstauglich geplant, hat aber doch erstaunlich lange noch gepasst. Die Fotos sind rund zwei Wochen vor Zwergis Geburt entstanden, nachdem ich nochmal richtig ‘explodiert’ bin. Da war es aber eigentlich schon zu warm für ein Kleidungsstück, weshalb sie nur noch für die Fotos getragen wurde.

Ich mir nicht ganz sicher, ob sie am Bauch etwas ausgeleiert ist oder ob da einfach noch was nicht ganz stimmig ist, die Schrägzüge sind nämlich immer noch da.

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Fürs Stillen hatte ich einen tiefen Schlitz im vorderen Ausschnitt angedacht, der im unteren Teil mit Haken und Ösen geschlossen werden kann. Es erfüllt seinen Zweck, könnte aber gut und gerne noch ein ganzes Stück tiefer gehen. Angenäht habe ich außerdem bisher nur 2 Haken und Ösen, was zu wenig ist um ohne tiefe Einblicke ohne Unterhemd getragen zu werden (wobei mir das im Sommer herzlich egal war), ich war aber auch zu faul um noch weitere anzunähen.

Verlinkt beim MeMadeMittwoch

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